Es hat diesmal etwas länger gedauert. Unser inzwischen weltweit unbekanntes Zwei-Juroren-Kommitee musste die ganzen Geschehnisse erst einmal sacken lassen. Da ein Aufstieg, hier ein Abstieg, dann auch noch überall diese Play-off-Rennen. Jetzt sind die Entscheidungen aber endlich gefallen. Und bei aller Saison-Endspurts-Begeistertheit haben wir uns doch wie immer an drei Grundregeln gehalten:
1. Fünf Siege in der BBL sind immer mehr wert als jeder Vierzig-Punkte Blowout in den Ligen darunter, das ist klar. Aber zum einen wird das mit Power Rankings schwer, wenn nur BBL-Teams aus Sachsen-Anhalt gewertet würden – und zum anderen kann jede Mannschaft, ganz gleich, in welcher Liga, auf ihrem ganz speziellen Niveau heiß laufen.
2. Oberliga muss es schon mindestens sein. Alles andere ist Hobbysport. Ausnahmen dürfen hier gern einmal diese Regel bestätigen, müssen uns aber so gewaltig blenden, dass die niedrige Spielklasse im gleißenden Licht des gebotenen Spektakels verblasst.
3. Keine zweiten Mannschaften.
In diesem Sinne Bühne frei für die Ausgabe 3-2015.
1. Bodfeld Baskets Oberharz, 2. Regio Ost, Bilanz: 17-3, letzte Platzierung: 4Manchmal erzählt ein Facebook-Post die ganze Geschichte: “Warum zur Hölle wache ich in meinen Badesachen auf? Und wer weiß wo meine Klamotten von gestern Abend sind, bitte mal melden. Scheiß egal – wir haben es uns verdient!”, schrieb Bodfeld-Trainer-Manager Christian Schäfer am Tag nach dem 93:66-Heimsieg gegen Charlottenburg/Lichterfelde II. Zwei Spieltage vor Saisonende steht der direkte Wiederaufstieg in die 1. Regionalliga fest – und das wurde zu Recht außerordentlich gefeiert. Ob der komplette Sektvorrat im beschaulichen Elbingerode inzwischen vernichtet wurde, gilt es noch in Erfahrung zu bringen. Jedenfalls bot sich wenige Tage später erneut Grund zum Korken-Knallen: Die Bodfeld Baskets bekamen den Zuschlag für das Landespokalfinale und können sich am 31. März gegen Aschersleben eine weitere Party erspielen – vielleicht sollte Christian Schäfer schon einmal die Badehose drunterziehen. 2. Aschersleben Tigers, 1. RL Nord, Bilanz: 17-3, letzte Platzierung: 2
Es ist zum Mäusemelken. Mit lediglich drei Niederlagen auf dem Konto wäre Aschersleben in den vergangenen Jahren sicher aufgestiegen. In dieser Saison gibt es mit Wolfenbüttel und Bernau allerdings zwei Mannschaften, die noch besser sind. Selbst ein Sieg am Sonntag bei den erstplatzierten Herzögen würde einen Sprung auf Platz eins voraussichtlich nicht mehr möglich machen – denn dann wäre da immer noch Bernau. Aber ganz ehrlich: Die Tigers spielen trotzdem eine geile Saison! Zuletzt wurde achtmal in Serie gewonnen. Und auch die Reserve ließ sich rechtmäßig feiern: Am letzten Spieltag vor dem Viermalzehn-Liveticker zitternd in die Play-offs eingezogen, bot das Ascherslebener Oberliga-Team dem Burj Khalifa-hohen Favoriten Hallescher SC 96 in Spiel eins einen großen Fight. Nur mit einem Punkt wurde am Ende verloren. 3. Hallescher SC 96, Oberliga, 14-4, letzte Platzierung: -
Na, bereitet sich da etwa jemand auf höhere Aufgaben vor? Könnte durchaus sein. Schließlich präsentierte der HSC nach dem Spiel-Eins-Sieg gegen Aschersleben II nicht nur eine neue, ziemlich schnieke Webseite, sondern rief auch zu etwas ganz Besonderem auf: Die HSC-Fans sollen ihr Team am Samstagabend in der Quedlinburger Bodelandhalle unterstützen. Beim HSC gab es das gefühlt zuletzt 1927. Jetzt heißt es: “On Tour mit deinen Lieblingen” Der Regular Season Champ macht ernst! 4. Baskets Wolmirstedt, Oberliga, 14-4, letzte Platzierung: 1
Zwar haben sich die Baskets den Top-Spot der regulären Saison im Endspurt noch nehmen lassen und auch das Pokalhalbfinale gegen Erstregionalligist Aschersleben verloren. Aber jetzt sind Play-offs! Neu gemischte Karten, eigene Gesetze, prall gefüllte Phrasenschweine – ihr wisst, wie das läuft. Runde eins im Fight gegen den USC Magdeburg ging an Wolmirstedt. Und beim Gegner brach sich Routinier Volodymyr Ivanov den Finger. Da sollte dem USC in Runde zwei auch die traditionell relativ uncoole Tip-off-Zeit nicht helfen: Wenn alles normal läuft, zieht Wolmirstedt am Sonntag ab 11 Uhr ins Play-off-Finale ein. 5. Otto Baskets Magdeburg, Pro B, 12-12, letzte Platzierung: 5
Seien wir mal ehrlich: Fast niemand trägt heutzutage mehr regelmäßig Hüte. Manche Redewendungen überschreiten einfach ihren Zenit. Wir spielen das Spiel aber mal mit und ziehen unsere imaginäre Kopfbedeckung. Trotz der äußerst unruhigen Unruhe im Umfeld, trotz schwerwiegender Verletzungen hat sich Magdeburg in die Play-offs gespielt und den sportlichen Pro B-Verbleib somit gesichert. Was in der Play-off-Runde gegen die Weißenhorn Youngstars, die Spiel eins gewonnen haben, passiert, ist da eigentlich gar nicht mehr so wichtig. 6. Mitteldeutscher BC, Beko BBL, 9-17, letzte Platzierung: 3
Also allmählich muss sich der MBC tatsächlich Sorgen machen. In unserem Power Ranking hat sich das Poropat-Team vom souveränen Spitzenreiter zur Mittelmaßmannschaft mit Tendenz nach unten entwickelt – und auch in der deutschen Beletage wird es langsam brenzlig. Haltet euch bitte mal kurz fest, folgende Statistik könnte für Schwindelgefühle sorgen: Nur zwei der vergangenen 17 Partien wurden gewonnen, 15 Niederlagen liegen dagegen im Wolfsbau. Am Sonntag um 15 Uhr wird nun auch noch im Fernsehen gespielt, bei den die Tabelle anführenden Brose Baskets Bamberg. Weil dem Ligakonkurrenten TBB Trier das finanzielle Aus droht, könnte es zumindest sein, dass sich der MBC um einen Abstiegsplatz weniger Gedanken machen muss. 7. Halle Lions, DBBL, 12-10, letzte Platzierung: 7
Am letzten Spieltag sind die Löwinnen noch von Play-off-Platz fünf auf Play-off-Platz sechs gerutscht. Gegen Rotenburg wurde ein 19-Punkte-Vorsprung verspielt. Aber egal, jetzt heißt es erst einmal tief durchatmen, bis in einer Woche das erste Viertelfinalspiel ansteht. Die Vorzeichen könnten besser sein: Gegen den Kontrahenten aus Saarlouis hat das Team von Trainerin Jennifer Kerns in der regulären Saison zweimal verloren. 8. MBC Jungwölfe, JBBL, 3-6, letzte Platzierung: 9
Treue Leser wissen es: Wir haben uns schon das ein ums andere mal über die voluminöse Haarpracht von Peter Fehse lustig gemacht. Vielleicht war das falsch. Aber witzig. Jedenfalls: Der Mann hat Ahnung von Basketball. Spätestens seit dem Einzug der von ihm trainierten MBC Jungwölfe in die Play-offs der JBBL dürfte das jedem klar sein. Ihm und seinem Team gelang mit dem JBBL-Play-off-Einzug nämlich Historisches. Da könnte Herr Fehse auch eine Fleischmütze tragen: Diese Leistung ist großartig! 9. USV Halle, 2. Regio Ost, 8-12, letzte Platzierung: 8
Auf 13 erfolgreiche Dreipunktewürfe folgten neun schmackhafte Burger. Die gönnten sich die Rhinos am vergangenen Spieltag nach dem 100:90-Sieg beim VfB Hermsdorf nämlich im berühmten Kullman’s Diner – ein Muss für jedes Team aus Sachsen-Anhalt, das in der Hauptstadt gastiert. Um den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft zu schaffen, muss am Sonntag das letzte Heimspiel gegen die Berlin Baskets gewonnen werden. Eine Woche später käme es dann zum großen Abstiegs-Showdown bei der BG Zehlendorf. 10. BSW Sixers, Pro B, 8-16, letzte Platzierung: 6
Die Sixers-Saison war irgendwie absurd. Fünf Spiele wurden mit nur einem Punkt Differenz verloren. Immer wieder gab es Verletzungen. Kapitän Tristan Blackwood beispielsweise fiel wochenlang aufgrund eines Furunkels im Achselhöhlenbereich aus. Ein Furunkel im Achselhöhlenbereich! Doch am Ende lügt die Tabelle nicht. Die BSW Sixers haben doppelt so viele Partien verloren wie gewonnen, am Saisonende mehrere Chancen auf zumindest den Einzug in die Play-down-Runde vergeben. Das Resultat: letzter Tabellenplatz. Direkter Abstieg – der erste der Vereinsgeschichte.
Das war’s erst mal wieder von uns. Kommt gut durch die Play-off-Zeit. Wir lesen uns!