Wir lieben Basketball. Und wir erklären, warum. Diesmal: Centerspielerin Anna Heise (23) aus Halle mit einer Hommage an ihre Zeit an der University of Maine in den USA.
Lieber College-Basketball,
kannst du dich noch an den Tag erinnern, an dem sich unsere Wege zum ersten Mal kreuzten? Ich schon. Vor vier Jahren war das. Und ich habe mich sofort verliebt.
Doch wer hätte gedacht, dass du mein Leben so auf den Kopf stellen würdest. Dass ich ständig an dich denken müsste und du mir Dimensionen öffnen würdest, von denen ich niemals zu träumen gewagt hätte. Ich bestimmt nicht.
Vor vier Jahren habe ich mich dazu entschlossen, über den großen Teich zu gehen. Für ein Stipendium an der University of Maine. Das war die Erfüllung meines großen Traums. Ein unbeschreibliches Gefühl.
“Mehr als einmal war ich fest entschlossen, meine Koffer zu packen und in den nächsten Flieger nach Deutschland zu steigen.”Es gib unzählige Erinnerungen, die ich mit meiner College-Zeit verbinde. Die langen Busreisen zu den Auswärtsspielen zum Beispiel. Oder unsere Reise nach Italien. Das hat uns als Team zusammengeschweißt. Wir konnten zweimal die reguläre Saison gewinnen.Die Entscheidung, ans College zu gehen, war die bislang beste meines Lebens. Ich habe so viele großartige Menschen kennengelernt, die ich für den Rest meines Lebens an meiner Seite haben möchte: Trainer, Mitspielerinnen und all die Fans, die sogar zu uns gestanden haben, als wir ihnen in einer Saison nur vier Siege schenken konnten. Danke dafür!
Überhaupt habe ich gelernt, Dankbarkeit zu zeigen, zu erkennen, was Zusammenhalt bedeutet. Ohne meine Trainer und Mitspielerinnen hätte ich aufgegeben. Es gab Momente, da hätte ich am liebsten alles hingeschmissen. Mehr als einmal war ich fest entschlossen, meine Koffer zu packen und in den nächsten Flieger nach Deutschland zu steigen.
Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich in der Halle verbracht habe und wie viele Sprints ich rennen musste, weil ich einfach nicht in der Lage war, die geforderten Zeiten zu schaffen.
Das Schlimmste: Mein ganzes Team musste mit mir leiden. Niemand durfte gehen, ehe ich es gepackt hatte – oder vor Erschöpfung abbrechen musste. Die Regeln am College waren anders als in Deutschland.
“Das College verlasse ich, aber du, lieber Basketball, wirst mich immer begleiten.”Die vergangenen vier Jahre haben mich verändert. Ich war ein Mädchen, das es gewohnt war, dass der Erfolg zu ihr kommt, ohne sich ernsthaft dafür anstrengen zu müssen. Maine hat mir die Augen geöffnet. Meine Trainer haben mir nach meiner Ankunft zwei Optionen aufgezeigt: Hart arbeiten und in jedem Training einhundert Prozent geben oder vier Jahre auf der Bank sitzen.Die Entscheidung ist mir nicht schwer gefallen. Auch wenn es nicht immer leicht war.
Ein Beispiel: Jedes Jahr vor Saisonbeginn mussten wir die Meile rennen, also 1,6 Kilometer. Und das in unter 6:30 Minuten. Wer das nicht schaffte, durfte nicht spielen. Meine Zeit beim ersten Mal war ausbaufähig: 7:40 Minuten.
Vier Jahre später, nach unzähligen Einheiten und jeder Menge harter Arbeit schaffte ich die Meile in 6:10 Minuten. Maine hat mich verändert.
Es war für mich unvorstellbar, dass ich in einem Staat, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte, ein zweites Zuhause finden würde.
Nun auf all die Emotionen und Menschen verzichten zu müssen, weil sich meine Zeit am College dem Ende entgegen neigt, macht mich traurig.
Doch ich ziehe mit den schönen Erfahrungen weiter. Und Träume habe ich noch viele. Einmal professionell im Ausland zu spielen zum Beispiel.
Das College verlasse ich, aber du, lieber Basketball, wirst mich immer begleiten. Ohne dich wären die letzten vier Jahre nicht möglich gewesen.
Ich bin dir für alles so unglaublich dankbar und freue mich auf all die Dinge, die wir zusammen in den nächsten Jahren erleben werden.