
Als Basketball beim BBC Magdeburg noch Spaß gemacht hat: 2013 gewann das Team den Landespokal. Fast alle Spieler von damals haben den Verein inzwischen verlassen. // Sportfotos Magdeburg
Die Zukunft des BBC Magdeburg ist dieser Tage so ungewiss wie nie zuvor. Während sich die Mannschaft in den Pro B Play-offs beweisen will, wird das Nachlizenzierungsverfahren der 2. Basketball-Bundesliga zur Farce. Der Diskussions-Zeitpunkt kommt zur Unzeit. Die Basketball-Szene fragt sich: Wie soll es weitergehen? Ein Kommentar von Daniel George.
Ich habe lange über diesen Kommentar nachgedacht. Meinungen eingeholt. Reflektiert. Abgewägt. Nun handelt es sich nicht um Zeilen zum politischen Weltgeschehen. Aber das Thema liegt mir am Herzen.
Es geht um Basketball. Es geht um Basketball in Sachsen-Anhalt. Es geht um Basketball in meiner Heimatstadt.
Eine illusorische Auflage
Die 2. Basketball-Bundesliga hat am 26. Februar ein Nachlizenzierungsverfahren gegen den BBC Magdeburg eröffnet. Nicht zum ersten Mal. Bereits im Juni 2014 hatten die Liga-Verantwortlichen enorme Zweifel “hinsichtlich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit” des Vereins. Die Otto Baskets durften schlussendlich starten. Aber nur unter Auflagen. Die wichtigste: Mit einem Überschuss von 100.000 Euro muss Magdeburg die Pro B-Saison 2014/2015 beenden. Und das war von vornherein illusorisch.
Mit Schulden in Höhe von 250.000 Euro war Magdeburg mutmaßlich aus der vergangenen Saison gegangen. Die Pro A-Spielzeit 2013/2014, die nur dank einer Wildcard – die sportliche Qualifikation für die Pro B wurde in der 1. Regionalliga verpasst – mit den Otto Baskets stattfand, riss wohl ein riesiges Loch in die Kasse des Vereins.
Ein Lizenzentzug im Sommer letzten Jahres hätte aber auch bedeutet, dass sich die 2. Basketball-Bundesliga wahrscheinlich von erwartetem Zahlungseingang hätte verabschieden müssen. Die Teilnahme an einer Pro B-Saison bekommt niemand geschenkt. Die Liga hat meiner Meinung nach ein enormes Interesse daran, dass sich der Verein wirtschaftlich erholt.
“Keine akuten Auswirkungen”?
Durch die kürzlich gewährten Fristverlängerungen gibt sich die 2. Basketball-Bundesliga der Lächerlichkeit preis. Erst sollten nötige Unterlagen am 9. März im Kölner Ligabüro eingegangen sein, dann am 11. und nun doch erst am 27. März. Das mag daran liegen, dass der BBC unvollständige Unterlagen eingereicht hat. Die Liga hat rechtlich gesehen in diesem Fall vielleicht kaum eine Handhabe.
Doch ein Satz in der Pressemitteilung der Liga setzt dem ganzen Drama die unrühmliche Krone auf: “Der laufende Spielbetrieb ist gemäß Lizenzstatut der 2. Basketball-Bundesliga akut nicht von möglichen Entscheidungen aus dem Nachlizenzierungsverfahren betroffen”, heißt es.
Ein Satz setzt dem ganzen Drama die unrühmliche Krone auf. Die BSW Sixers, die sportlich versagt haben und nach der regulären Saison auf dem letzten Tabellenplatz stehen, sehen das bestimmt etwas anders. Wären die Ungereimtheiten beim BBC Magdeburg früher aufgefallen, hätte das Team von Trainer Dimitris Polychroniadis als erster Absteiger festgestanden. Sandersdorf hätte sich in den Play-downs beweisen können. Und Recklinghausen stünde statt Magdeburg in den Play-offs.Keine akuten Auswirkungen also.
Respekt vor den Spielern
Dass beim BBC alles andere als solide gewirtschaftet wurde, ist längst ein offenes Geheimnis. Man hört, dass ehemalige Spieler noch immer auf Gehalt warten, auch Sponsoren sangen von nicht eingehaltenen Versprechungen in jüngster Vergangenheit öffentlich ein Lied. Einige Verantwortliche verließen vor Kurzem das sinkende Schiff. Und wenn der höchstklassigste Verein der Stadt in der Magdeburger Basketball-Szene nicht mehr allzu viele Freunde hat, spricht allein schon das Bände.
Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, wie manche Menschen den Magdeburger Basketball repräsentieren.
Aber das soll kein namentlicher Rundumschlag werden. Es wurden Fehler gemacht. Das Abenteuer Pro A hat nicht funktioniert. Es wurden wieder Fehler gemacht – nicht nur vom Verein, sondern auch von der Liga.
Vor der sportlichen Leistung dieser Saison muss man den Hut ziehen. Die Pro B-Play-offs wurden ungeachtet einiger Verletzungen erreicht. Die Spieler haben sich von dem rumorigen Umfeld nicht verunsichern lassen. Es gab wesentlich schlechter eingestellte Mannschaften in der Pro B Nord.
Versunken im Treibsand
Psychologisch betrachtet fällt es immer schwerer einen Ausweg zu finden, desto mehr man im Treibsand versinkt. Von den Liga- und Magdeburger Vereinsverantwortlichen sind nur noch vereinzelte Haaransätze zu sehen. Die 2. Basketball-Bundesliga hat einmal mehr an Glaubwürdigkeit verloren. Der BBC Magdeburg wiederum hat sich ein Image erarbeitet, das niemand haben möchte.
Warum jetzt nicht einfach mal Cochones zeigen, und an dieser Stelle einen Punkt machen?
Warum jetzt nicht einfach mal Cochones zeigen? Vielleicht habe ich diese Meinung exklusiv, aber ein mehr oder weniger freiwilliger Neuanfang in der 1. Regionalliga wäre sympathischer als eine ermogelte Zukunft in der Pro B. Damals, in der Saison 2012/2013, hat Basketball beim BBC Magdeburg noch richtig Spaß gemacht. Als Verantwortlicher. Als Spieler. Als Fan. Es war ehrlich.Auch wenn es nicht zum Aufstieg reichte, spielte sich die Mannschaft in die Herzen der Zuschauer. Und es gibt noch immer leidenschaftliche BBC-Fans, die diesen Weg mitgehen würden.
Auch wenn es wehtut
Mit dem BBC Magdeburg ist es ein bisschen wie mit Markus Lanz: “Wetten, dass…?” war unter Thomas Gottschalk auch unterhaltsamer. Später folgte Fremdschämen. Später folgte ein schlechter Witz auf den anderen. Namhafte Gäste wurden vergrault.
Etwas mehr als zweieinhalb Jahre, 16 Sendungen lang ging das so. Am 13. Dezember 2014 war Schluss. Das Ende der größten deutschen Samstagabend-Show.
Markus Lanz konzentriert sich seitdem wieder auf seine Talkshow. Und da wirkt er ab und an sogar ganz sympathisch. Einige Themen regen zum Nachdenken an.
Manchmal ist es besser, einen Schlussstrich zu ziehen – auch wenn es wehtut.